Das Reh, Wildtier 2019
Das Reh (Capreolus capreolus) oder auch Europäisches Reh genannt ist fast in ganz Europa verbreitet und ist die häufigste und kleinste vorkommende Art der Hirsche. Die vorherrschende Mosaikstruktur unserer heutigen Landschaften in Europa, welche meist aus forst- und landwirtschaftlichen Flächen bestehen, bieten dem Reh einen sowohl großen als auch günstigen Lebensraum. Das Reh gilt als besonders scheues Tier, wodurch es der Outdoorer nur selten zu Gesicht bekommt.
Fakt 1: Rehbock, Ricke und Kitz
Das Reh lässt sich der Reihe nach zur Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla), zur Unterordnung der Wiederkäuer, zur Familie der Hirsche (Cervidae) und in die Unterfamilie der Trughirsche (Odocoileinae) einordnen. Das männliche Reh wird “Rehbock” genannt und ist an seinem Geweih zu erkennen. Das Geweih besteht aus zwei Stangen, die bei einem erwachsenen Rehbock in der Regel je drei Enden haben. Dieses ist an einer Verbreiterung, der sogenannten “Rose”, am Stirnbein des Bocks befestigt. Das erwachsene weibliche Reh wird als “Ricke” bezeichnet und besitzt im Gegensatz zum Bock kein Geweih. Der Nachwuchs eines Rehs wird in der Fachsprache als “Kitz” betitelt. Die Farbe des Fells ist beim Reh im Sommer rotbraun und ändert sich im Winter in einen graubraunen Farbton. Im Nordwesten Deutschlands kann es jedoch gelegentlich auch Rehe mit schwarzer Färbung geben. Es besitzt nur einen winzigen Schwanz, um den sich sich ein heller Fleck befindet, der vor allem im Winter gut sichtbar ist. Diesen bezeichnet man als „Spiegel“. Das Rehwild wird abhängig vom Geschlecht bis zu 140 cm groß und wiegt zwischen 15 und 30 kg. Das geschätzte Lebensalter eines Rehs beträgt in etwa 16 Jahre.
Fakt 2: Rehspuren
Die Fußspur welches ein Reh mit seinen Hufen bzw Schalen hinterlässt besteht aus zwei länglichen und schmalen Abdrücken, die parallel zueinander stehen und vorne spitz zulaufen.
Am hinteren Ende sind die Schalen jedoch deutlich voneinander getrennt. Es ist die kleinste Huftierspur mit einer Länge von ca. 4- 5cm. Nur bei der Fluchtfährte werden zusätzlich die Afterklauen (nach hinten gerichtete Zehen) mit abgedrückt.
Fakt 3: Von Lauscher bis Lichter
Einige Körperteile des Rehs bekommen in der Fachsprache einen anderen Namen. So werden die Augen des Rehs “Lichter” genannt und die Nase des Rehs wird auch als “Äser” bezeichnet. Dies stammt vom Wort “äsen”, was so viel wie fressen bedeutet. Das Fell eines Rehs nennt man Decke und die großen Ohren werden Lauscher genannt. Die Beine eines Rehs werden als “Läufer” und die Hufe als “Schalen” bezeichnet.
Das Geweih bei Rehböcken wird auch als “Gehörn” betitelt. Dieses wirft er jedes Jahr zur Winterzeit ab. Im Frühjahr jeden Jahres wächst dem Bock dann wieder ein neues, stärkeres und noch schöneres Geweih. Um sein Revier zu markieren bringt der Rehbock mit seinem Geweih senkrechte Einkerbungen an Baumstämmen an.
Fakt 4: Legbensraum
Der Lebensraum des Rehs ist sehr umfangreich und es besiedelt daher verschiedenste Landschaften. Es bevorzugt jedoch strauchreiche Mischwälder mit großen umliegenden Feldern.
Da solche Flächen jedoch immer geringer werden, besiedelt das Reh aufgrund seiner schnellen und guten Anpassungsfähigkeit nun auch weniger günstige Lebensräume wie zum Beispiel reine landwirtschaftliche Flächen in Nordeutschland.
Fakt 5: Reh-Rufe
Der am häufigsten zu hörende Laut eines Reh ist das einmalige Bellen, wenn es aufgeschreckt wird. In der Jägersprache nennt man diesen Reh-Ruf auch Schrecken. Durch das Bellen will das Reh einem potentiellen Fressfeind mitteilen, dass es ihn entdeckt hat und eine weitere Jagd zwecklos ist. Außerdem kann das Bellen zur späten Abendzeit oder am frühen Morgen auch zur Mitteilung des Standortes an die Artgenossen dienen
Fakt 6: Die Blattzeit
Die Fortpflanzungszeit der Rehe wird Blattzeit genannt, beginnt meist Mitte Juli und endet wieder Mitte August. Der Bock treibt die Ricke dabei in hohem Tempo durch Felder und hohe Wiesen im Kreis, wodurch die sogenannten “Hexenkessel” entstehen. Aus diesem Schauspiel heraus erfolgt dann anschließend die Paarung der Tiere.
Nach der Geburt ihrer Jungen sucht die Ricke diese nur zum Säugen auf. Die übrige Zeit liegen die jungen Rehe (Kitze) dicht auf den Boden gedrückt in einem Versteck und bewegen sich nicht. Diese nur scheinbar verlassenen Tiere dürfen von Dir niemals berührt werden, da sich sonst der menschliche Geruch auf die Kitze überträgt und als Folge die Mutter davon abhält, zu ihren Jungen zurückzukehren.
Fakt 7: Das Reh als Wiederkäuer
Das Reh ist wie alle Hirscharten ein Wiederkäuer, welches seine Nahrung erst verdauen kann, nachdem sie wieder hochgewürgt und anschließend ein zweites Mal zerkaut wurde. Das Reh bevorzugt als Nahrungsquelle leicht verdauliche Nahrung wie junge Gräser, Knospen, Kräuter und im Winter vor allem grüne Blätter von Beerensträuchern. Ein ausgewachsenes Reh braucht zum Überleben pro Tag ca. zwei bis vier Kilogramm Grünmasse als Nahrung.
Fakt 8: Scheues Reh
Das Reh gehört zu den sehr scheuen Tieren und kann einen Menschen bereits aus mehr als 100 Metern wittern bzw. riechen. Es sieht zwar nicht besonders gut, kann aber jede kleinste Bewegungen aufgrund des bemerkenswerten Gehörs sehr schnell wahrnehmen, sodass es beim ersten Knacken eines Zweiges, unter dem menschlichen Fuß meist direkt die Flucht ergreift. Wird ein Reh aufgeschreckt sucht es in der Regel sofort mit wenigen, schnellen Sprüngen Schutz im Dickicht und ergreift die Flucht. Es wird aufgrund dieser Verhaltensweise und einiger morphologischer Merkmale dem sogenannten „Schlüpfertypus“ zugerechnet.
Fakt 9: Sozialleben der Rehe
Zur Sommerzeit leben Rehe meist einzeln und die Rehböcke weisen zu dieser Zeit ein sehr ausgeprägtes Territorialverhalten auf, lassen dabei jedoch Ricken ohne Kitze in ihre Nähe.
Im Winter schließen sich die Rehe dann zu Rudeln zusammen, welche man als Sprünge bezeichnet. Nach der Winterzeit lösen sich die Sprünge wieder auf und jedes Reh geht wieder seinen eigenen Weg.
Fakt 10: Funfact Bambi
Funfact: Die Filmfigur Bambi ist in Wahrheit eigentlich gar kein Reh, sondern einer kleiner Weißwedelhirsch. Da es in den USA überhaupt keine Rehe gibt, machte Disney das Tier im Film zu einem Weißwedelhirsch. Die spätere deutsche Synchronisation ließ Bambi dann sein Äußeres, sprach jedoch von einem Reh mit einem Hirsch als Vater. Daraus entstand letztendlich der Trugschluss vieler Kinder und Erwachsener, dass Bambi ein Reh anstatt eines Weißwedelhirsch sei.